Im Frühjahr 2020 haben wir uns auf ein besonderes Abenteuer begeben. Eine Reise in die Arabische Welt, und das ohne genau zu wissen, was wir dort alles machen werden. Wir haben einen Flug gebucht, ein Auto gemietet und ein Zelt gekauft. Das wars!
Ich war ja zu Beginn etwas überfordert mit der Idee im Oman einen Campingurlaub zu machen. Ich hatte keine Ahnung von diesem Land und den Gepflogenheiten. Ehrlich gesagt hatte ich schon etwas Respekt davor als blonde Europäerin dorthin zu reisen… Unwissenheit bekämpft man vermutlich gerne mit Vorurteilen. Aber erstens war ich ja nicht allein unterwegs und zweitens waren die Omanis unglaublich angenehme Menschen. Und wie sagt man so schön: die haben oft mehr Angst vor dir, als du vor ihnen 😉
Vorbereitungen
Wir haben uns verschiedene Möglichkeiten überlegt, unseren Aufenthalt im Oman zu gestalten. Erst hatten wir die Idee, einen Offroader mit Dachzelt zu mieten. Klingt ziemlich toll, ist aber in der Praxis extrem schwer zu bekommen, und zudem sündhaft teuer. Etwa 3000 Euro hätten wir für ein solches Fahrzeug für zwei Wochen schon einplanen müssen. Online waren einfach nur Anbieter zu finden, die selbst eher europäischer Abstammung sind, und dort mit touristischen Angeboten Geld verdienen wollen. Wir haben diese Idee wieder verworfen.
Die nächste Idee war es, ein großes Auto zu mieten, in dem man auch schlafen kann. Kostet ebenfalls ein Vermögen, und wäre zudem vermutlich eher ungemütlich geworden. Mit Luftmatratze im Kofferraum wäre schon möglich, das Gepäck darf man aber nicht vergessen.
Also beschlossen wir, ein leistbares Auto zu mieten (in unserem Fall war das ein Toyota Landcruiser) und ein Zelt zu besorgen. Da Oman Airways jedem Fluggast zwei Aufgabegepäckstücke zugesteht, war der Transport des Zelts von München nach Muscat jedenfalls kein Problem. Einzig der Flixbus-Fahrer von Innsbruck nach München war nicht so sehr begeistert von unserem vielen Gepäck. Jedenfalls ist dieses Zelt höchst empfehlenswert. Es ist zwar schwer – also ungeeignet für richtiges Trekking – aber easy im Auf- und Abbau und perfekt für zwei Personen (https://www.qeedo.de/zelt/camping).
Noch etwas Camping-Equipment (Gaskocher, Isomatten, Schlafsack und zwei Mini-Hocker), ein Reiseführer, und eine grobe Idee, welchen Teil des Oman wir uns ansehen möchten, dann waren unsere Vorbereitungen abgeschlossen.
Auto
Wie erwähnt, haben wir uns für einen Toyota Landcruiser entschieden (sunnycars.de). Er ist bedingt offroadtauglich, 4×4, Automatik, groß, stark und er fällt im Oman nicht auf. Gefühlt jeder Omani hat so ein ähnliches Fahrzeug. Viele sind dazu auch noch wesentlich besser ausgestattet als unser Leihwagen war. Omanis stehen offenbar auf leise schnurrende 6-8 Zylinder und viele PS und verlassen das Innere ihres Wagens nur äußerst widerwillig – selbst beim Bestellen eines Kaffees im Lokal am Straßenrand muss der Kellner zum Auto laufen, Bestellung aufnehmen und Bestellung dort durchs Fenster reichen 🙂 Naja, Klimaanlage rulez!
Unser Auto hat uns jedenfalls gute Dienste erwiesen. Es ist schwer und daher ein bisschen schwerfällig (ungefähr gleich schwer wie unser Emil), aber es hat alles mitgemacht und uns überall hingebracht, wo wir es hinnavigiert haben. Sogar in ein holpriges Bachbett und in die Wüste!
Navigation und Internet
Ich spreche in den nächsten Absätzen immer wieder von Navigation, Hotelbuchungen, Apps und Nutzung des Smartphones. Wie? Einfach direkt am Flughafen noch für umgerechnet 12 Euro eine kleine SIM-Card gekauft, um omanisches Telefonnetz (Omantel) und Internet nutzen zu können. Das Netz hat fast überall hervorragend funktioniert. Das Datenvolumen hat uns zu Navigationszwecken und für die eine oder andere Whatsapp in die Heimat völlig ausgereicht.
Wetter
Wer den Oman schon einmal besucht hat, dem brauche ich nichts zu erzählen: Sonne! Es ist im Februar noch angenehm kühl mit 25-30 Grad. Es regnet quasi nie. Wolken sind selten. Dennoch habe ich mich geweigert, im Gebirge (Jabal Shams; 3000m) zu campieren, weil ich Angst vor der „Kälte“ (ca. 12°C) in der Nacht hatte…
Tourismus
Der Oman ist touristisch erst gerade im Aufkommen. Durch das jahrzehntelange Wirken des leider im Januar 2020 verstorbenen Sultan Quaboos bin Said machte das Land einen Öffnungs- und Modernisierungsprozess durch. Außenpolitisch verfolgte er eine Politik der Mäßigung, des Ausgleichs und des Dialogs. Dadurch wurde das Land international attraktiver. Nicht nur für Unternehmen, die weitreichende bauliche Projekte (Autobahnen, Stauseen, Wolkenkratzer, ganze neue Städte…) umsetzen, sondern auch für Touristen und die gesamte Reisebranche.
Ein Taxifahrer erzählte uns, dass es in seiner Jugend nur 30km befestigte Straßen gab und 2 Krankenhäuser. Seit Sultan Qaboos in den 1970er Jahren die Modernisierung und den Aufschwung initiierte, habe sich sehr viel geändert, sagte er. Was sich alles gerade ändert, sahen wir vor allem an den vielen Baustellen in und um die Städte herum. Arbeitskräfte dafür kommen vor allem aus Pakistan und Indien. Omanis sieht man nur in den besseren Positionen – mit Klimaanlage.
Die Routenplanung
…ergab sich aus der Situation. Wir hatte zwar zwei Fixpunkte für unsere Reise definiert, der Rest wurde aber spontan vor Ort entschieden.
Fixpunkt 1 -> eine Nacht in der Wüste Wahiba Sands im luxuriösen Desert Nights Wüstencamp
Fixpunkt 2 -> die letzten beiden Nächte im Grand Hyatt Hotel Muscat als ultimative Entspannungskur vor der Heimreise
Camping - im Nirgendwo nie allein
Im Oman gibt es einen Haufen ödes, sandiges, kahles Land. Alles, was nicht umzäunt oder ummauert ist, ist frei zugänglich. Wild campen ist daher kein Problem. Man fährt von der Asphaltstraße ab auf eine Schotterpiste, und sieht, wohin man kommt… oder eben nicht.
Auf der Suche nach spektakulären Zeltplätzen half uns vor allem die App „iOverlander„. Meistens haben wir mit Hilfe der App ein feines, verstecktes Plätzchen gefunden. Im Allgemeinen mussten wir uns aber zweimal umsehen, bevor wir irgendwo unser Lager aufschlugen, denn Müllentsorgung ist im Oman ein eigenes Thema. Wir haben öfters wieder kehrt gemacht, wenn verwesende Kamelkadaver oder stinkende Müllansammlungen uns die Stimmung vermiesten. Vor allem im Nahebereich von Städten ist es nicht immer einfach gewesen, einen schönen, sauberen, ruhigen Spot zu finden.
Eines wurde uns nach ein paar Nächten im Hinterland auf jeden Fall bewusst: man ist NIE allein! Egal, wie tief man sich ins Ödland verirrt zu haben glaubt, es gibt immer einen Omani, der genau diese Schotterpiste benutzt. Sie fahren mit ihren Jeeps buchstäblich überall hin, um ihre Kamele zu füttern, ein abgelegenes Örtchen zu erreichen, oder des Nächtens ihre Ziegen zu suchen. Und wenn das Auto nicht mehr weiterkommt, gehen sie eben zu Fuß.
Zusätzlich haben wir meiner Erinnerung nach niemals eine Nacht verbracht, in der man nicht irgendwo aus der Ferne den Muezzin aus einer Moschee krächzen hörte.
Wir haben insgesamt sieben Nächte gecampt und sieben Nächte in einem Hotel geschlafen. Den Luxus einer Dusche darf man sich aus meiner Sicht schon alle 2-3 Tage gönnen, bei 30°C im Schatten.
Die Campingspots haben wir uns meistens so gegen 16/17 Uhr schon gesucht, denn es wurde abends relativ schnell dunkel. Gegen 20 Uhr mussten wir fertig sein für die Nacht, heißt, Zelt musste stehen und das Abendessen besser davor 😉 Wir hatten öfters Gesellschaft von Kamelen in der Umgebung, die uns aber nie zu nahe kamen. Wir sahen keine einzige Spinne oder einen Skorpion, wovor in vielen Foren gewarnt wird. Wir hatten auch kein Zusammentreffen mit anderen Tieren, wie Katzen, Hunden oder Ziegen. Nur die Mücken… naja, die gibt es wohl überall.
Hin und wieder hörten wir auf den Schotterpisten nachts Autos vorbeirumpeln. Einmal leuchtete ein Omani mit einer Taschenlampe mitten in der Nacht um unser Zelt herum. Florian und ich hatten wohl beide einen kurzen Herzstillstand, aber zum Glück ging der vermeintliche Hirte, auf den wir schon am Vorabend getroffen waren, dann auch wieder weg. Wir hatten schon überlegt, die Auto-Alarmanlage auszulösen, um ihn mindestens so sehr zu erschrecken, wie er uns…
Unsere besten Freunde waren die 5-Liter-Wasserflasche und der Campingkocher, für den wir in Muscat zum Glück eine Gaskartusche bekommen haben. Wir kochten oft Wasser für Tee oder Greek Coffee, für Tassen-Suppe, oder zum sanften Aufwärmen von Fertig-Curry. Morgens gab es Müsliriegel oder Toastbrot. Kühlbox hatten wir leider keine. Mittags suchten wir uns eigentlich immer ein Café mit Snacks.
Die Hotels waren, was den Komfort angeht, oft dem Zelt nicht weit überlegen – abgesehen von Toilette und fließendem Wasser. Wir haben sie meist am selben Tag auf booking.com gesucht und reserviert, sobald wir die Route für den Tag festgelegt hatten. Das hat super funktioniert in Sur, Nizwa und Muscat. Die Leute waren immer freundlich, die Zimmer relativ sauber, und Frühstück gabs auch immer. In den ländlichen Gebieten außerhalb der Städte gibt es so gut wie keine Hotels.
Kulinarik
Omani Coffee
Der fein gewürzte Kaffee mit Kardamom, Safran, Rosenwasser und ähnlichem gehört im Oman zu einem guten Empfang, immer gemeinsam mit Weihrauch und Datteln oder anderem Süßkram. Wir mussten aber erfahren, dass man auch im kleinsten Straßencafé wunderbaren Omani Coffee bekommen kann. Er gehört einfach dazu, wie der Espresso in Italien! Wir lieben ihn und haben uns sogar eine Dose mitgenommen, inklusive kleiner Tassen. Und Weihrauch 😉
Datteln
Niemals hab ich eine solche Vielfalt gesehen, wie hier. Jede Dattelsorte schmeckt köstlich, jede Dattel ist reif geerntet und perfekt getrocknet. Sie sind saftig, klebrig und süß. Seit diesem Urlaub sehe ich Datteln anders und habe richtig Gefallen an ihnen gefunden.
Lemon-Mint Juice
In heißen Gefielden wie der Arabischen Halbinsel ist Erfrischung etwas ganz essentielles. Da man die bei uns gewohnten alkoholischen Erfrischer wie Bier, Radler, Spritzer und Co. nicht trinkt (weil verboten), gibt es eine große Bandbreite an Säften und Shakes. Wir haben uns einmal quer durchgekostet und den Lemon-Mint Juice als Erfrischer #1 identifiziert.
Übrigens: wir haben Alkohol gar nicht vermisst. Die erbarmungslose Sonne, die Art des Reisens und die Auswahl an Alternativen haben uns fast darauf vergessen lassen. Naja, ein kleines Schnapserl für den Magen haben wir uns schon hin und wieder abends heimlich gegönnt.
Indisch – Pakistanisch – Yemenitisch – Arabisch?
Wir haben eigentlich nicht wirklich herausgefunden, was nun typisch Omanische Küche sein soll. Wir haben vielmehr festgestellt, dass hier eine Fülle an Einflüssen ko-existiert und sich zu einem würzigen Gesamtkonzept verbindet, welches uns sehr gut geschmeckt hat!
Kamel…
… haben wir nicht gegessen… zumindest nicht, dass wir wüssten 😉
Einblick in das Reisetagebuch
Tag 1: Ab in die Hitze
Wir haben einen Nachtflug von München (21 Uhr) nach Muscat genommen, und kamen um 7 Uhr früh an. Das verschaffte uns den Luxus, das Auto zu holen, ein paar Einkäufe zu tätigen (zwei Klappstühle, etwas zu Essen und literweise Wasser) und uns gleich aus Muscat hinaus in die Peripherie bzw. ans Meer zu begeben. Wir haben schnell herausgefunden, dass Straße nicht gleich Straße ist und, dass Strände nicht immer karibischen Hollywoodschick versprühen. Vielmehr grasen abgemagerte Ziegen neben Fischskeletten und verfallenden Häuschen.
Wir haben einen Zwischenstopp im „Bimmah Sinkhole Park“ gemacht. Kein Eintritt, dennoch umzäunt, aber nicht um Menschen, sondern die umherziehenden Ziegenherden abzuhalten, die die liebevoll gesetzten Bäumchen an den netten gepflasterten Wegen kahlfressen würden. Es ist kurz gesagt ein großes Loch im Boden mit Frischwasser – das ist im Oman schon eine Sensation!
Unsere erste Nacht verbrachten wir am White Sands Beach etwa 30km östlich von Mascat. Dieser Spot war der einzige, den man als „touristisch“ bezeichnen konnte. Hier campten neben uns auch fünf andere Ausländer und es gab sogar eine Mülltonne.
Tag 2: Sur
Wir fuhren weiter nach Osten in die einst wichtige Hafenstadt Sur. Noch heute befinden sich hier die wichtigsten Werften des Oman, die Stadt hat aber seit der Öffnung des Suez-Kanals immer weiter an Bedeutung verloren. Tourismus könnte ihr wieder etwas zu neuem Glanz verhelfen!
Tag 3: Von Sur nach Ras al-Hadd und Bani Bu Ali
Wir wollten den Turtel Beach finden. Naja, es war wohl die falsche Jahreszeit, denn wir sahen keine Spur von Schildkröten. Der Strand um Ras al-Hadd war meilenweit menschenleer. Die paar Häuser um die Zufahrtsstraße zum Strand machten, wie vieles im Oman, einen etwas verwahrlosten Eindruck. Wir parken irgendwo im Sand und machten uns auf Richtung Wasser. Der Strand ist riesig und fein sandig, und bei näherer Betrachtung ROSA. Millionen kleiner rosa Schneckenhäuser werden hier ans Ufer gespült und bleiben in Wellenform liegen. Fantastisch!
Wir hatten geplant, an der Ostküste zu campen. Direkt am Meer. Wir haben aber die Rechnung wieder einmal ohne den Oman gemacht. Es war nicht nur sehr windig, sondern auch dreckig. Der Sandstrand wurde immer wieder unterbrochen von riesigen Raffinerie-Komplexen an der Küste und wo wir auch Halt machten, es war dreckig. Von der Hauptstraße bogen immer wieder sandige Zufahrtswege zu kleine Betonhütten am Strand ab, aber diese waren entweder schon besetzt, oder sie waren so vermüllt, dass ich gleich wieder ins Auto stieg.
Wir fuhren daher viel weiter als geplant, und auch gleich hinein ins
Landesinnere, und fanden dort einen passablen Platz für die Nacht in einem weiteren trockenen Bachbett. Windig, aber dafür mit Kamel 🙂
Tag 4: Ab in die Wüste
Morgens haben wir uns noch eine alte Festung „Bani Bu Hassan“ angesehen. Dann mussten wir uns seelisch auf die Wüste vorbereiten. Das Wüstencamp hat uns zu einer Tankstelle gelotst, an der wir unseren Mietwagen stehen lassen und auf einen Taxi-Jeep warten sollten. Florian sah das aber anders. Er ließ sich kurzerhand vom Tankwart für ganze 2 OMR die Luft aus den Reifen lassen (jedenfalls genug, um ganz schwammig dahinzuschaukeln) und beschloss NICHT auf das Taxi zu warten. Wir fuhren also selbst hinein ins Verderben 🙂 Es war eine ewige Gerade, zwischen zwei Dünen, die wie sanfte Berghänge ein Tal für die „Zufahrt“ bildeten. Wir mussten feststellen, dass Sand nicht gerade weich ist, sondern ordentlich rumpelt im Fahrwerk. Aber unser GPS Punkt näherte sich unentwegt unserem Ziel. 25 Minuten später, parkten wir tatsächlich vor unserem Wüstencamp.
Wir wurden mit kalten Handtüchern und Wasser empfangen, und zu unserem Bungalow mit Zeltdach geführt. Es war paradiesisch. Noch paradiesischer war die vom Hotel angebotene, kurze spaßige Fahrt im Jeep auf die Düne – zum Sonnenuntergang. Wir schlürften einen Cocktail (mit Alkohol!), kuschelten ein Kamel (dessen Besitzer übrigens Englisch sprach und Österreich als Urlaubsziel liebt, weil es dort so schön kalt ist und er eine dicke Jacke tragen kann…) und ließen uns eine Nacht von den Klängen der Wüste beeindrucken! Dieser Fixpunkt unserer Reise war definitiv ein Highlight für jeden ohne Wüstenerfahrung!
Tag 5: Wadi Bani Khalid
Nach einem gemütlichen Frühstück im Luxuscamp machten wir uns wieder auf die Reise. Nächster Halt: Wadi Bani Khalid. Wir haben nicht gedacht, dass wir so sehr ins Gebirge hineinfahren würden, und hatten auf den Passagen bergab schon Angst um unsere Bremsen.
Am Ende der Straße (viele Straßen im Oman enden einfach) kam ein großer Parkplatz und wir waren mitten drin im Omani-Wochenend-Programm. Es war voll im Wadi, denn auch die Einheimischen genießen gerne einen Tag am Wasser. Die blank-geschliffenen, nass ziemlich rutschigen Felsen eigneten sich gut zum Drüberklettern, und in jedem natürlichen Pool saßen schon Omanis. Wir gingen den Canyon entlang weiter hinein in das Tal, bis es uns irgendwann einfach zu heiß wurde. Ins Wasser traute ich mich nicht wirklich, denn es war gefühlt kurz vorm Siedpunkt und dort gab es eine Menge Getier…
Theoretisch hätte man dort auch zelten können, direkt am See. Es wäre aber sicher keine ruhig Nacht geworden. Die nettesten Plätzchen waren schon von Omani-Familien gekapert. Außerdem hätten wir das ganze Zeug vom Parkplatz gut eine halbe Stunde zum See tragen müssen.
Wir fuhren also wieder hinaus aus dem gebirgigen Teil und suchten uns ein Plätzchen im Nirgendwo.
Tag 6: Nizwa – die Stadt für den Gaumen
Nizwa ist ein Knotenpunkt und eine Bastion am anderen Ende des Hadschar-Gebirges. Kaum in der Nähe der Stadt, befand man sich plötzlich im blühenden Leben. Verkehr, Touristen, Märkte, Gewerbe, alles da.
Wir hatten ein kleines nettes Hotel direkt im Zentrum neben der Festung reserviert. Mit den üblichen Datteln und einem Omani Coffee nebst Weihrauch wurden wir empfangen. Und anstatt eines Zimmers mit Gemeinschaftsbad bot uns der nette Rezeptionist gleich ein Zimmer im traditionellen Stil mit eigenem Bad an. Es war ein abenteuerliches Zimmer, aber wir mochten es 🙂
Wir statteten der Festung (der teuerste Eintritt auf der ganzen Reise und eine unglaublich gelangweilte Führerin) einen Besuch ab. Wir wurden in die Geheimnisse rund um Dattelsirup und Wurfschächte eingeweiht. Und wir genossen den Ausblick vom großen runden Turm auf die Stadt.
Wir gingen noch am gleichen Abend auf den Markt und konnten eintauchen in omanischen Süßkram, Datteln, Handwerk, Weihrauch, Tücher und den verlassenen Ziegen-Umschlagplatz (den wöchentlichen Ziegenmarkt hatten wir leider verpasst).
Tag 7: Al Hoota Höhle – Festung Bahla – Beehive Tombs
Nach der Wüste verschlug es uns ins Erdinnere, genauer gesagt in eine Tropfsteinhöhle. Es war zwar nicht sonnig, aber warm war es dort drinnen trotzdem. Das Besucherzentrum war riesig und modern, mit einer tollen Ausstellung zum Thema Geologie. Die Besucherzahl war minimal. Der Zug (mehr oder weniger die einzige Bahn im ganzen Oman), war kaputt. Und ich denke nicht, dass jemand im Oman knowhow hat, um ihn zu reparieren. Also gings zu Fuß zum Eingang der Höhle und hinein in den Berg. Die Höhle geht auf einen unterirdischen Wasserstrom zurück und wird bei Regen auch mal geflutet. Es gibt einen Rundweg mit vielen tollen Tropfsteinen, einen See mit weißen Fischen und Fledermäuse zu bestaunen.
Nach der Höhle fuhren wir weiter westwärts und machten einen Zwischenstopp bei der Festungsanlage von Bahla. Es ist eine riesige Anlage, in der fast jeder Winkel begeh- oder bekletterbar ist. Die meisten Räume sind zwar bis auf Mauerwerk leer, aber es ist trotzdem ein Erlebnis, die Anlage zu erkunden!
Abends wollten wir noch an den Beehive-Tombs vorbeifahren. Dort war es aber dann relativ angenehm, neben einem Bauernhof mit Landwirtschaft und Ziegen im Bachbett, dass wir für die Nacht blieben.
Tag 8: Rustaq und das Tal des Grauens
Wir wollten eigentlich bis Al-Ain im Osten fahren und über Suhar an der Küste wieder retour. Nach einer Woche waren wir die langen Strecken aber Leid, und beschlossen,über Rustaq wieder Richtung Küste abzubiegen. Die Landschaft um Ibri ist wirklich sehr wüstig und so richtige „Ziele“ hatten wir dort auch nicht. Wir fuhren durch Rustaq durch Richtung „Hawqain Waterfalls“. Google meinte, das sei toll. Wir gingen dort eine Runde, sahen eine kleine Weeranlage mit relativ wenig Wasser und beschlossen, im Bachbett ein bisschen im Schatten zu verweilen. Laut plantschende Einheimische und uns komisch anstarrende Einheimische machten uns aber irgendwie unsicher. Wir fuhren weiter. Die Straße war komplett neu und schlängelte sich am Fluss entlang weiter… bis sie urplötzlich in einem ausgestorbenen Dorf aufhörte. Wir machten also wieder Kehrt und suchten einen Zeltplatz. Naja, der Rest ist bekannt -> Ziegenhirte in the dark 🙂 Wir fühlten uns in diesem Tal ständig beobachtet und wollten schnellstmöglich wieder weg.
Tag 9: Von Nakhal nach Muscat
Nachdem wir uns noch vormittags die Festung von Nakhal ansehen wollten (wir brachen echt früh auf, um den unheimlichen Ort zu verlassen), war diese Stadt unser erster Stopp. Ein Umweg den wir eben in Kauf nahmen. Ziemlich unzufrieden waren wir dann schon, als uns bewusst wurde, dass die Festung wegen Renovierung komplett geschlossen war. Kurzerhand haben wir ein Hotel in Muscat gebucht und machten uns auf den Weg zurück in die Hauptstadt, um uns den Stadtteil Matrah (hier landen gewöhnlich große Kreuzfahrtschiffe und spucken tausende Touristen auf einmal aus) und den touristischen Souq anzusehen. Wir haben Weihrauch und Omani-Coffee gekauft und uns vor den aufdringlichen Markt-Schreiern geflüchtet. Diese sind übrigens nur hier aufdringlich. Ansonsten sind Omanis Ausländern gegenüber sehr höflich und schlimmstenfalls etwas zu neugierig.
Tag 10: Wadi Dayqah Dam
Wir haben abends im Hotel gegooglet, und sich auf ein weiteres Highlight gestoßen, das unsere weitere Route bestimmt hat: ein Staudamm. Ein ziemlich riesiger Komplex mit Besucherzentrum und Museum ragte über einem echt nett angelegten Park, in dem es leider viel zu heiß zum Verweilen war. Es gab sogar ein Café. Touristen gab es aber so gut wie keine. Der Park mit riesigem Parkplatz befand sich neben einer beeindruckenden Staumauer, die einen ziemlich großen Wasservorrat aufstaute. Denkt man zumindest. Ein netter Bediensteter von Staudamm hat uns erschreckende Zahlen genannt. Wieviele Kubikmeter täglich abgelassen werden müssten, um die Bauern zufriedenzustellen vs. wieviele Kubikmeter es noch gibt vs. wieviel bzw. wie wenig Regen eigentlich seit Jahren fällt. Ich wäre gerne einmal dort, wenn das ganze Land überschwemmt wird und neben der Straße Gras wächst…
Der „Rückweg“ war eine ziemlich coole Offraod-Piste mitten durchs hügelige Hinterland. Wir fuhren nicht die neue Straße zurück nach Muscat, sondern eher nach Westen nach Tiwi. Wir haben es geschafft, das Auto nicht zu zerstören und waren dann wieder am Weg zu unserem Lieblings-Campingspot, den White Sands Beach.
Tag 11: Wadi Shab
Wir brachen echt früh auf, um die „ersten“ im Wadi zu sein. Ich denke, wir waren auch wirklich die ersten, die nach einem ca. einstündigen Marsch durchs steinige Flussbett am „See“ ankamen. Ausziehen, reinspringen, und zum Wasserfall schwimmen, bevor die Meute kommt. Haben wir getan. Oft mussten wir zwar mehr waten als schwimmen, zweimal über rutschige Felsabbrüche klettern. Aber die kamen an der Höhle an, hinter der der Wasserfall plätscherte.
Zurück am vorderen Ende des Sees kamen auch schon die anderen Touristen mit ihren Führern. Wir sahen ihnen zu, wie sie sich mit Schwimmwesten und Selfiesticks auf den Weg machten und genossen unser Lunchpaket.
Tag 12: Yiti Beach und Dolphin-Watching
So also feiern junge Omanis – wohlgemerkt hauptsächlich junge Männer. Am angesagten Campingspot Yiti Beach, umweit von Muscat, übernachten nämlich weniger Touristen als Einheimische. Das Auto spielt hier eine wichtige Rolle, denn es ist Kühlbox, Soundsystem, Sitzgelegenheit, Transportmittel und Schlafplatz in einem. Junge Omanis lieben laute Musik, Feuer, Grillen und ihre Wasserpfeife und feiern bis in den Morgen – und das OHNE Alkohol! Viel Schlaf konnten wir nicht bekommen, zum Mitfeiern waren wir aber auch nicht aufgelegt 🙂
Wenigstens konnten wir uns bei einer gemütlichen Bootsfahrt ausgehend von der Marina Bander Al Rowdha den Tag sehr gemütlich vertreiben. Dachten wir jedenfalls… Nachdem unsere Bootstour schon einmal verschoben wurde wegen starker Winde und Wellen, fand sie heute statt. Aber der Golf von Oman zeigte sich weiterhin von seiner rauen Seite. Leider ließ sich wegen der Wellen kein einziger Delfin in Küsten- und Oberflächennähe blicken. Eine Meeresschildkröte und diverse Fische beim Schnorcheln, sowie wunderbare Ausblicke vom Boot aus zur Küste, waren alles, was wir kriegen konnten. Fein war es trotzdem! (http://marinaoman.net/)
Tag 13: Muscat
Ein bisschen Kultur musst auch noch sein, also haben wir uns noch die Sultan Qaboos Moschee in Muscat angeschaut. Nachdem der erste Versuch, hineinzugehen, fehlgeschlagen ist, mussten wir noch mehr Kleidung auftreiben. Wir waren dann echt gut eingepackt vom Kopf über die Handgelenke bis zu den Knöcheln und konnten so verhüllt die Schönheit dieses plankgeputzten Ortes erkunden.
Tag 14: Muscat
Nach fast zwei Wochen sehr spartanischen Lebens, kamen wir im Luxus an – 5-Sterne-Hotel. Wir wurden alles Campingequipment los, das wir nicht mit nach Hause nehmen konnten (die zwei Klappstühle zum Beispiel). Nachdem wir es nicht geschafft hatten, das Gas aufzubrauchen, wollten wir es ausbrennen lassen. Nach einer Stunde haben wir aufgegeben und das Ding zur Rezeption gebracht, damit die es fachgerecht entsorgen… naja, wir hatten das Gefühl, die Rezeptionistin würde gleich den Sicherheitsdienst und das Sprengstoffkomando rufen 😉 Wir haben unsere Kleidung sortiert, eingepackt und haben uns noch einen schönen Tag am Pool gemacht.
Omanis nutzen den Strand nicht, oder wenn, dann nur nachts. Sie gehen nicht in die Sonne – sie gehen in den Schatten oder zur Klimaanlage zum Entspannen. Sie finden es auch ganz spannend, dass es Menschen gibt, die ohne 2-3 Jacken im Winter erfrieren. Der Strand war jedenfalls immer leer, es gab weder Liegen noch Strandbars und der Strand wurde auch nicht hergerichtet, wie man es aus unseren Touristenorten kennt. Er durfte einfach sein, auch wenn hin und wieder ein verfaulender Fischkopf oder ein toter Vogel herumlag, ganz zu schweigen von Algen, Müll und allem, was sonst noch so angespült wird. Außerdem war das Wasser ziemlich trüb und relativ wellig. Ich muss zugeben, ich war nicht im Meer schwimmen.
Wir haben unser Auto einen Tag vor Abflug zurückgegeben und uns noch eine Busfahrt (es gibt außer in Muscat kaum irgendwelche Öffis im Oman) gegeben. Dann haben wir den Urlaub ausklingen lassen. Und wir haben noch gescherzt über die Berichte über Corona in Europa…